Rückblick 2020

Liebe Vereinsmitglieder und Vereinsfördernde,

das Jahr 2020 ist vorbei, das lässt einen retrospektiven Blick auf unsere Tätigkeit im Jahr 2020 werfen. Das Jahr war besonders, in vielerlei Hinsicht. Die Pandemie hat sich auf das Vereinsleben ausgewirkt. Wir konnten zum Teil nicht alle unsere geplanten Veranstaltungen durchführen, anderseits haben wir so unglaubliche Zuwendungen für unsere Projekte erhalten, dass wir alle geplanten und ungeplanten Vorhaben im Jahr 2020 realisieren konnten. Für den kleinen Nicaraguaverein aus Mannheim ein voller Erfolg!

Dafür danken wir allen Spender*innen noch einmal ganz herzlich!
Das Wichtigste: das Frauenzentrum in El Viejo hat das ganze Jahr Beratung für Frauen in Notlagen angeboten, hat aber den Betrieb eingeschränkt und Sicherheits- und Hygienemaßnahmen getroffen. Wir haben es geschafft, dass komplette Gehalt von Erika Solis, der Leiterin der Einrichtung, in Höhe von 2.750 Euro, im 2020 zu übernehmen.

Im Januar 2020 reiste Günter Lohse, aktives und engagiertes Mitglied unseres Vereins, mit der Delegation der Stadt Mannheim nach El Viejo. In knapp einer Woche wurde dort ein Projekt zum Bau eines Rückhaltebeckens für die Stadt El Viejo entwickelt.

Er besuchte aber auch das Frauenzentrum und die Gruppe ASOPROVIMA auf den Zuckerrohplantagen. Unser Verein hatte 2019 einen kleinen Umweltpreis der Stadt Mannheim gewonnen. Diese Summe – 100 Euro – überreichte Günter an die Initiative als kleine Unterstützung für die rechtliche Beratung von Zuckerroharbeitern. Mit dem Team des Frauenzentrums wurden die wichtigsten Projekte für 2020 beraten.

Darüber hinaus haben wir uns – wie jedes Jahr am 6. Januar – mit einem Stand bei Neujahrempfang der Stadt Mannheim im Rosengarten beteiligt.

Moni, Ronald und Günter an unserem Stand (Marta macht das Foto)

In Februar haben wir uns entschlossen für die kaputte Dachrinne im Frauenzentrum Geld zu sammeln. Wir haben zu Spenden aufgerufen und schon in März könnten wir die benötigten 595 Euro nach El Viejo schicken. Die neue Dachrinne sieht zwar eher wie eine Rutsche aus, aber die Wassermengen in El Viejo sind reichlicher als bei uns.

Die politische Situation in Nicaragua war immer auch Thema auf den Treffen des Vereins. Die Einschätzung der Lage war nicht immer einfach. Nicaraguas Bevölkerung ist nach wie vor gespalten. Regierung und Opposition stehen sich feindlich gegenüber. Die Entlassung der meisten Gefangenen war ein Zeichen, das die Regierung gesetzt hatte, zur Entspannung hat dies aber nicht beigetragen. Die wirtschaftliche Situation des Landes war zu dieser Zeit sehr schlecht und wurde durch die Pandemie verschärft. Corona überlagerte die politischen Nachrichten. Die Regierung Ortega/Murillo versuchte zunächst die Pandemiesituation zu verharmlosen, musste dann aber reagieren. Noch immer ist es schwierig die tatsächlichen Zahlen von Infizierten und Toten zu bestimmen, sie schwanken zwischen Regierung und Opposition. Schutzmaßnamen waren nur bedingt möglich.
Klar war, die Lage war zu diesem Zeitpunkt schwierig. Die Menschen mussten zur Arbeit und hatten nicht den notwendigsten Minimalschutz. Wir mussten reagieren.

Im März haben wir nach Absprache mit dem Frauenzentrum zu Corona-Unterstützung aufgerufen. Dafür erhielten wir zahlreiche Spenden. Auch der Städtepartnerschaftsverein Mannheim und die Stadt Mannheim unterstützen die CoronaHilfe mit Spenden. Das Team aus Nicaragua verteilte “Bolsa de protección”, kleine Anti-Corona-Sets, an die Familien. Darin enthalten waren: Atemschutzmasken, Seife, Desinfektions- und Reinigungsmittel. Es konnten fast 200 Personen von der Aktion profitieren.
Der Vortrag von Günter über seinen Besuch in El Viejo „Nicaragua: 30 Jahre Städtefreundschaft Mannheim – El Viejo. Wie geht es den Menschen in El Viejo heute“ musste wegen des ersten Lockdowns abgesagt werden.
Ganz innovativ war unser Beitrag zum 1. Mai. Wir haben ein Video zum Thema „Solidarität“ gedreht und es wurde bei dem Live-Stream von DGB veröffentlicht. Moni und Ernst waren bei der AHA-1.Mai-Kundgebung dabei.

Moni mit Ernst bei 1.Mai Kundgebung (Ernst macht das Foto)

Im Sommer genossen wir die persönlichen Vereinstreffen in den Gärten von Mitgliedern mit gebührenden Abstands- und Hygieneregeln. Das Festival-Latino, das wir mit anderen Lateinamerikagruppen intensiv vorbereitet hatten, ist leider der Pandemie zum Opfer gefallen.
Ana Celia Tercero die Vertreterin der Zuckerrohrarbeiter aus El Viejo, die im August Mannheim besuchen wollte, konnte leider nicht nach Europa fliegen. INKOTA organisierte eine Videoveranstaltung mit ihr.
Im September feierten wir den Zuwachs im Verein: die kleine Franca kam gesund auf die Welt und wir nahmen sie sofort als ein ehrenamtliches Mitglied des Vereins auf. Glückwunsch an die Eltern!
Eine Anfrage aus der Halbinsel Cosigüina (am Ufer des Vulkans Cosigüina im Naturschutzgebiet) von der Genossenschaft AIDEPC erreichte den Verein im Oktober. Dabei geht es um die Unterstützung im Bereich von Verarbeitung von Cashew-Nüssen. Der Nicaraguaverein hat vor ca. 20 Jahren die ersten Cashew-Nussbäume bezahlt und auch einen Teil für das Verarbeitungszentrum. Viele erinnern sich bestimmt auch an das erfolgreiche Schweinezucht-Projekt mit AIDEPC. Das wir unsere Finanzen nicht strapazieren wollten, haben wir mit Hilfe des Mannheimer Morgen zur Unterstützung aufgerufen. „Mit Nussknackermaschine gegen die Armut“ . Wir haben jetzt genug Spenden erhalten, um einen Grundstock für dieses Projekt zu legen. Im Voraus haben wir für die Genossenschaft knapp 700 Euro für einen PC und Corona-Ausrüstung für das Verarbeitungszentrum verschickt.

Der für November geplante Vortrag von Günter in Ludwigshafen (wir erobern neue Ufern) wurde corona-bedingt auf Frühjahr 2021 verlegt worden. Wir trafen uns zum Vereinstreffen das erste Mal digital. Es kappte sehr gut.
Wir wurden von FINEP (Entw.pol. Beratungsinstitut aus BaWü) eingeladen, uns bei einem Projekt „Engagement 2030“ zu beteiligen, in dem es um die Einbindung von Studierenden für ein entwicklungspolitisches Projekt im Verein geht – wahrscheinlich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Ob es funktioniert und welche Unterstützung wir bekommen, erfahren wir bei dem ersten digitalen Treffen am 8.12. mit den Studierenden der Uni Heidelberg. Seid gespannt!

Weiterhin haben wir mit großer Freude erfahren, dass die Stadt Mannheim die Fördermittel vom Bund für den Bau des Rückhaltebeckens bekommen wird. El Viejo bekommt Unterstützung, damit die jährliche Überschwemmung der Stadt ein Ende hat. Wir drücken die Daumen für die gute Abwicklung des Projekts.

Ende November wurde Nicaragua von zwei Hurrikans in kurze Zeit aufgesucht. Eta und Jota fegten durch das Land. Obwohl der Schwerpunkt der Verwüstung eher an der Atlantikküste lag, auch in El Viejo waren starker Regen, überflutete Straßen und teilweise zerstörte Ernten von Mais und Bohnen für die Menschen spürbar. Wir sahen keine andere Wahl, als auch diesmal zur Hilfe aufzurufen. Wir waren gerührt über die Spendenbereitschaft für diese Naturkatastrophe-Opfer.


Sorgen macht uns die Vorbereitung eines neuen Gesetzes in Nicaragua, das die Zuwendungen aus dem Ausland an Gruppen reglementieren und kontrollieren soll. Es zielt auf Unterstützung der Opposition durch ausländische Geldgeber ab. Noch ist nicht klar, ob auch Vereine, wie der Nicaraguaverein und die unterstützten Projekte davon beeinflusst werden. Wir werden die Gesetzgebung verfolgen und berichten.


Last but not least: Wir freuten uns über den Brief vom 2. Dezember 2020 von der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg. Wir haben im Oktober einen Antrag an die Stiftung gestellt und unser Projekt: „Einkommen und Entwicklungsverbesserung dank Cashew in Nicaragua“ bekommt Fördermittel in Höhe von knapp 5.000 Euro. Wir wollen der Genossenschaft AIDEPC helfen, die Verarbeitung von Cashew-Nüssen zu verbessern, das Know-How aufzubauen und die Vermarktung zu optimieren.

Als ein Verein mit kleinem aktivem Kern blicken wir, trotz schwieriger Situation, mehr als zu-frieden auf das Jahr. Wo wir noch staunen können, geschieht das Wunderbare!

Was wir uns wünschen für das Jahr 2021? Dass wir alle weiterhin gesund sind, ihr uns weiterhin treu bleibt. Erzählt Euren Freunden und Verwandten über uns – neue Mitglieder sind stets willkommen. Seid alle bereit auf die Sommer-Sause des Nach-Corona-Sommers 2021 – 35 Jahre des Vereins Mannheim El Viejo müssen gefeiert werden!