Rundbrief Dezember 2021

Die Wahlen in Nicaragua vom 7. November sind wie erwartet ausgegangen, Ortega hat die Wahl gewonnen. Da vor den Wahlen Repräsentant*innen der Opposition ausgeschlossen worden sind, haben sie zum Boykott der Wahl aufgerufen. Die Aussagen über die Wahlbeteiligung schwanken daher von 65,23 % (Oberster Wahlrat) bis zur Aussage von Teilen der Opposition: 81,5 % der Bevölkerung hätte den Boykott befolgt. Die Einschätzungen über die Lage in Nicaragua gehen sehr auseinandergehen. In Nicaragua dominiert im Augenblick allerdings die Sorge über die schlechte wirtschaftliche Lage, verbunden mit der Angst vor weiteren Sanktionen der USA und EU.

Die Coronapandemie hat auch Nicaragua getroffen. Die Auswirkungen auf das Leben der Menschen sind heftig. Die Zahl der Infizierten stieg zwischen Juni und September rasant, mit vielen Todesfällen, auch unter den AIDEPC-Familien. Es gab zunächst kaum Impfstoff. Inzwischen hat sich die Lage ein wenig verbessert. So sind inzwischen nach offiziellen Angaben 2,19 Millionen Menschen vollständig geimpft, was 33,9 % der Bevölkerung entspricht (Stand 29.11.2021), 58% hat die erste Dosis erhalten. Zum Einsatz kommen, nur teilweise über das Covax-Programm der WHO, insgesamt 6 verschiedene Impfstoffe (BioNTechPfizer, Abdala und Soberana-2 aus Cuba, Sputnik, AstraZeneca und BBIBP-CorV aus China). Die Gesundheitsbehörde hat mobile Einsatzgruppen aufgestellt, die von Haus zu Haus gehen und Impfungen verabreichen. Zurzeit ist Trockenzeit, was zu geringeren Infektionsraten führt. Ferner sind noch immer die meisten Grenzen geschlossen, was das Einschleppen des Virus von außen erschwert.

Frauenzentrum El Viejo unter Coronabedingungen

Das Frauenzentrum in der Freundschaftsstadt Mannheims, El Viejo hat auch in der stark angespannten Coronalage geöffnet, um den Frauen der armen Bevölkerungsteile Beratung, Beistand und Kurse anzubieten. Zurzeit werden neben medizinischer, psychologischer und rechtlicher Beratung auch folgende Kurse angeboten: Kosmetik -und Frisörkurs, Backkurs, Nähkurs.
Oft erscheinen Hilfesuchende und Teilnehmerinnen mit unbrauchbaren Masken oder ganz ohne Masken. Viele Frauen sind finanziell nicht in der Lage, die notwendige Ausrüstung zu kaufen. Um sie nicht abweisen zu müssen, bekommen sie von den geringen Mitteln des Zentrums bezahlte medizinische Masken. Das und die zusätzlichen Ausgaben für Hygienematerial können vom Zentrum dauerhaft nicht getragen werden. Der Nicaraguaverein bittet deshalb um Spenden für diesen Zweck, um die Funktion des Zentrums, Anlaufstelle für alle Frauen in Not zu sein, weiterhin erfüllen zu können. Stichwort: Frauenzentrum

Die Halbzeit des Projektes in Nicaragua – AIDEPC

Seit Mai 2021 läuft zwischen dem Nicaraguaverein Mannheim und AIDEPC aus El Viejo ein Projekt der Entwicklungszusammenarbeit aus den Mittel des Landes Baden-Württemberg – bwirkt! Bei der Unternehmung geht es um die Einkommens-verbesserung dank effizienter Verarbeitung und Vermarktung von Cashewnüssen. Es wurde bereits ein Buchhaltungskurs, eine Coronaschulung inkl. Materialeinkauf und eine Besuchsreise bei befreundeter Genossenschaft für das Empowerment der Frauen durchgeführt. Außerhalb des Projektes, mit Unterstützung einer befreundeten Agraringenieurin, fand Ende Oktober eine zweite Besuchsreise zu einer Kaffeekooperative statt, um dort die Buchhaltungsprozesse bei der Ernte und Verarbeitung zu besprechen. Auch dieses Treffen wurde gut angenommen und motivierte die Besucher*innen für eine direkte Umsetzung auf der Halbinsel Cosegüina.

Das Projekt läuft nach dem Plan, auch wenn die globale Pandemie sich u.a. auf die Preise in den Baumärkten auswirkte. Wir konnten wir nur ein Teil der im Projekt genannter Ausrüstung für das Verarbeitungszentrum wie Schubkarren, Rostbleche, spezielle Hammer kaufen, weil die Preise spürbar angestiegen sind.  

Der arbeitsintensivste Teil des Projektes steht kurz bevor: die Ernte und der Ankauf der Rohnüsse – pures Gold für den Verein. Zwischen Dezember und Februar werden die Nüsse geerntet und müssen dann im Vorratskeller (Bodega) des Vereins bis zur Verarbeitung zwischengelagert werden. Vorher werden LKW gemietet, die alle 45 Genossenschaftler*innen am Fuß des Vulkans Cosegüina anfahren und in den 12 Wochen punktuell die Ernte abholen. Dank des Zuschusses aus Mannheim kann der Verein knapp zwei Tonnen rohe Cashewnüsse für die Veredelung einkaufen, es gäbe aber Verarbeitungspotenzial für mehr. Der Rest der Ernte muss an kommerzielle Aufkäufer verkauft werden, damit verdienen die Familien nicht viel Geld. Nur bei der Verarbeitung entsteht der Mehrwert an den Cashew-Nüssen.  

Übrigens, wir kamen vor kurzem in den Genuss, die Cashew-Nüsse zu probieren. Eine kleine Menge erreichte Mannheim, dank logistischer Unterstützung einer Freundin, Anfang Oktober. Vor 25 Jahren hat der Verein die ersten Cashew-Bäume auf der Halbinsel Cosigüina finanziert. Heute essen wir, was wir damals gepflanzt haben und es schmeckt gut.

Wir können die Situation in Nicaragua nicht ändern. Wir können jedoch das Überleben für mehrere Familien sichern. Helfen Sie uns bitte in der Freundschaftsstadt von Mannheim für ein besseres Morgen zu sorgen. Ohne Ihre Spenden ist unsere Unterstützung vor Ort nicht möglich. 30 Euro kostet z.B. ein Standardsack Rohnüsse, die der AIDEPC Verein gemeinschaftlich verarbeiten und vermarkten kann. Mit 15 Euro können wir für das Frauenzentrum in El Viejo Masken und Hygieneartikel einkaufen, um sie an bedürftige Frauen zu verteilen.

Die Mitglieder des Nicaraguaverein e.V. wünschen schöne und erholsame Feiertage, ein glückliches Neues Jahr und wir würden uns freuen, wenn wir uns im Jahr 2022 wiedersehen!

Monika Grözinger-Heckmann und Dr. Marta Wachowiak für den Verein